Sonntag, 27. Januar 2008

Ein Tag in Indien

Schon vor einiger Zeit haben alle Ausländer die für MCC Pakistan arbeiten ein indisches Visum für ein halbes Jahr erhalten. Es soll uns in einem eventuellen Ernstfall ermöglichen Pakistan schnell Richtung Indien zu verlassen. Die indische Grenze liegt ja nur 30 km von Lahore entfernt. Eifrige Leser meines Blogs wissen das schon, denn ich habe bereits von der Grenze (Wagha Border) erzählt. Dort gibt es jeden Tag zum Sonnenuntergang eine Zeremonie, bei der die Grenze bis zum nächsten Morgen geschlossen wird.

Nun hatten wir also die Idee mal nach Indien auszureisen und uns die Grenzschließungs-zeremonie von der anderen Seite anzusehen. Allerdings kann man nach der Zeremonie nicht mehr zurück nach Pakistan, da ja die Grenze für diesen Tag geschlossen ist.

Haben wir also ein Hotel in Amritsar (so heißt der Grenzort in Indien) reserviert. Und gestern Mittag um zwei Uhr ging es los. Erstmal haben uns unsere Fahrer zur Grenze gebracht. Wir waren zu fünft. Es war noch nicht viel los auf pakistanischer Seite. Bis zur Zeremonie noch etwa 2 Stunden Zeit. Wir fanden auf dieser Seite ein sehr neues Terminal für Immigration vor. Unsere Pässe wurden kontrolliert und gestempelt und wir waren nicht mehr offiziell in Pakistan. Dann zu Fuß zum Grenzübergang. Wieder kontrolliert, Daten in ein paar Bücher eingetragen und wir waren in Indien. Dort mussten wir wiederum zur Immigration um unser Pässe zu zeigen. Das Gebäude alt und die Passkontrolle nicht sehr schön anzusehen. Dort angekommen zeigte meine Uhr kurz nach halb vier. Die Zöllner meinten wir wären zu spät und die Grenze seit vier Uhr geschlossen. Leider hatten wir vergessen, dass Indien eine halbe Stunde in der Zeit voraus ist. Scheibenkleister…
Ich dachte schon die lassen uns im Niemandsland sitzen bis zur Öffnung am nächsten Morgen. Aber nein, sie hatten Erbarmen und haben die Computer noch mal angeschmissen. Gegen viertel nach vier (also viertel vor fünf in Indien) waren wir offiziell nach Indien eingereist.

Dann haben wir uns die Zeremonie von der anderen Seite angesehen. Leider gab es in Indien keine VIP Betreuung für Ausländer. Tja, hat die größte Demokratie der Welt eben nicht nötig. Und wir saßen viel weiter vom Geschehen entfernt. Alles in allem gefällt mir die pakistanische Seite viel besser. Dort wird man auch nicht alle dreißig Sekunden angesprochen ob man eine DVD oder Postkarten der Zeremonie kaufen will. War zeitweise richtig nervig.

Und so viele Leute wollten Fotos mit uns machen oder einfach nur unsere Hände schütteln. Viele Familien haben ihre Kinder geschickt, damit wir kurz mit ihnen sprechen. Wir die Ausländeräffchen…

Nach der Zeremonie sollte uns eigentlich ein Fahrer abholen und zum Hotel bringen. Leider konnten wir ihn in all dem Gewimmel nicht finden. Also erstmal warten. Es wurde langsam dunkel und auch eiskalt. Was tun? Wir waren schon ein ganzes Stück die Straße runter gelaufen aber niemand stand da mit einem Schild. Handys funktionierten trotz internationalem Roaming nicht. Also wieder alle zurück und ein Telefon suchen. Wir waren schon nahe daran aufzugeben, plötzlich stand er da, der Fahrer mit dem Schild. Alles wird gut.

Eine halbe Stunde später waren wir zwar immer noch mächtig durchgefroren, aber in einem sehr schönen Hotel. Die Zimmer sehr nett eingerichtet und das Abendessen ein Traum.

Wir hatten im Duty Free (den gibt es sogar an den kleinsten Grenzen) eine Flasche Wodka gekauft. Der hat uns dann sehr geholfen wieder warm zu werden. Aber wir konnten nicht die ganze Flasche trinken. Was also tun im ihn am nächsten Tag nach Pakistan zu schmuggeln? Ganz einfach in eine leere Plastik Wasserflasche füllen. Ist ja kein Flughafen, Flüssigkeiten kann man problemlos mitnehmen. Das Risiko, dass die Zöllner mal von unserem „Wasser“ probieren wollen geht gegen null.

Danach wollten wir nur noch schlafen.

Heute Morgen dann zeitig aufstehen. In Amritsar gibt es nämlich den goldenen Tempel der Sikh zu sehen. Der war wirklich sehr schön. Und die lange Schlange am Eingang haben wir dank unseres Reiseführers links liegen gelassen und sind direkt hinein gegangen. Klappt also doch mit der VIP Betreuung. Einziges Manko: wir mussten am Eingang Schuhe und Strümpfe ausziehen. Und Marmorboden kann bei Nachttemperaturen um die 5 Grad auch morgens noch sehr kalt sein. Huch, ich danke manchmal ich gehe barfuss auf dem Eis.


Im Tempelgelände gibt es auch eine Küche. Dort kann jeder umsonst ein warmes Essen bekommen. 50.000 Essen werden pro Tag ausgegeben. Wahnsinn. Der Tempel hat 24 Stunden geöffnet.

Anschließend mussten wir uns schon wieder beeilen, da wir ja wieder nach Pakistan zurück wollten bevor die Grenze schließt. Das haben wir aber problemlos geschafft, wenn auch die Zöllner nicht so ganz verstehen konnten warum 5 Ausländer aus vier Nationen für einen Tag nach Indien gehen.
Und schwierig war auch zu erklären warum ich zwei Pässe habe. In dem einen befindet sich das indische Visum, mit dem ich gestern aus Pakistan aus- und nach Indien eingereist bin. Der andere Pass beherbergt mein neues pakistanisches Visum und sollte mich heute wieder zurück bringen. Allerdings suchten die indischen Zöllner dann nach ihrem Visum. Das war im anderen Pass. Also musste ich beide Pässe zeigen. War aber kein Problem. Niemand hat gefragt warum ich denn zwei gültige Pässe auf meinen Namen habe.

Unsere Fahrer warteten schon auf uns und wir sind wohlbehalten wieder zu Hause angekommen. Abenteuer Indien erfolgreich abgeschlossen.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Ein neues Jahr in Pakistan

Jetzt wird es aber mal wirklich langsam Zeit, dass ich wieder in meinen Blog schreibe. Ganz drei Wochen keine Nachricht und das nach dem Attentat auf Benazir Bhutto ist nicht gerade nett.
Einige von Euch haben ja schon per eMail nachgefragt ob es mir denn auch noch gut geht. Dabei hatte es mit dem Attentat eigentlich gar nichts zu tun, dass ich nicht geschrieben habe, ich hatte einfach vor lauter Jahresabschlussarbeit keine Zeit.
Nach dem Attentat war die Welt am Montag wieder einigermaßen in Ordnung. Lahore hatte wie immer die wenigsten Unruhen zu verzeichnen, viel mehr Rebellion gab es in Islamabad und Karachi, der Heimatstadt von Benazir.
Dort haben viele Autos und Tankstellen gebrannt, Züge und Busse wurden zerstört. Der Schaden ging in die Millionen. Und das alles in einem Land, dass nicht viel öffentliches Geld besitzt, da ja auch keiner Steuern bezahlt. Die zünden sich hier das eigene Haus an und wundern sich anschließend.
Jedenfalls konnten wir montags unseren Markt wieder öffnen und an die Arbeit zurückkehren. Die Zeit von Freitag und dem Wochenende haben natürlich im Jahresabschluss gefehlt und wir mussten die nächsten beiden Wochenenden durch arbeiten. Montag war es dann vollbracht. Der Jahresabschluss nach Deutschland gemeldet. Puh, eine Sorge weniger.

Silvester haben wir zuerst im Internationalen Club zusammen gegessen. Dann wurde dort um 21.00 Uhr aus Sicherheitsgründen geschlossen. Siggi, hat uns dann zu sich nach Hause eingeladen. Er hat ein Billardzimmer und die Jungs waren mal direkt dort verschwunden. Eine Bank hatte mir zum neuen Jahr einen Kuchen nach Hause geschickt, den haben wir dann im Mitternacht zusammen mit einem Glas Sekt vertilgt. Alles in allem ein ungeplanter und trotzdem sehr schöner Abend. Leider gibt es keinen Feiertag am Neujahr in Pakistan und so mußten wir am nächsten Morgen ganz normal zur Arbeit erscheinen.

Jetzt geht es dann mit den anderen offenen Projekten weiter. Diese Woche war auch Leo aus Hongkong hier und hat mich unterstützt. Heute Abend gehen wir dann noch schön zusammen essen und morgen fliegt er dann schon wieder heim.

Das Wetter ist zurzeit nicht so besonders. Allerdings scheint die kälteste Zeit vorbei zu sein. Ich habe heute Morgen zum ersten Mal den Heizlüfter im Büro zu meinen Füßen nicht angeschmissen. Dafür regnet es heute. Na ja, es kann ja nicht immer die Sonne scheinen.

Am Wochenende kann es noch einmal zu Unruhen kommen, das die Schiiten ihr Ashura Fest feiern. Und gelegentlich kommt es bei solchen Gelegenheiten zu Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten. Irgendwie können die sich nicht so richtig leiden. Also wieder Menschenmengen und Prozessionen meiden und möglichst zu Hause bleiben. Okay, ich habe noch genug DVD’s auf Lager.

Mein Visum wurde erfolgreich um ein weiteres Jahr verlängert. Und die Regel, dass ich alle 90 Tage das Land verlassen muss ist nicht mehr enthalten. Jetzt kann ich einfach bis zum 22. Januar 2009 bleiben. Aber keine Angst, die nächsten Besuche in Deutschland für März und Mai sind bereits geplant.