Sonntag, 21. November 2010

Weihnachtsbäckerei in Pakistan

Mazhar ist gestern Abend zu einem geschäftlichen Termin für eine Woche nach Shanghai geflogen. Also hatte ich die glorreiche Idee doch heute Plätzchen zu backen.
Simone und Basil sollten mir helfen. Ich hatte drei verschiedene Rezepte ausgesucht, Simone noch einmal vier andere.

Dann hiess es einkaufen. Ist gar nicht so einfach hier die passenden Zutaten zu finden.
Das fängt schon beim weissen Weizenmehl Typ 405 an, denn das kennen wir hier natürlich gar nicht. Weizenmehl ist nie richtig weiss und auch nicht so fein, wie wir das von Deutschland bzw. Simone von der Schweiz kennen. Ob auch Maismehl geht? Das sieht zumindest aus wie unser Typ 405 (weiss und pudrig), aber hat es auch die richtigen Backeigenschaften? Denn auf die kommt es ja letztendlich an. Probieren geht über studieren.
Vanillezucker hatte Simone noch ausreichend aus der Schweiz mitgebracht.
Zucker wird hier in sehr grober Form in der Küche verwendet, aber es gibt auch 200 g Pakete mit Raffinadezucker, wie wir ihn kennen. Und Puderzucker haben wir auch gefunden.
Blockschokolade sah zwar aus wie bei uns, wurde aber im Wasserbad nicht flüssig, sondern nur klumpig und klebrig. Da konnte Simone noch so lange rühren.
Und Haselnüsse gibt es überhaupt mal nicht. Also mussten wir komplett auf Mandeln und Pistazien umstellen. Die gab es natürlich nicht gemahlen, gehobelt und was wir sonst noch so brauchten. Simone sei Dank, gibt es aber fleissige Küchenmaschinen, die uns die gewünschte Form fast perfekt lieferten.
Vanillepuddingpulver braucht man natürlich auch. Aber ob das hiesige genauso "funktioniert" wie unser altbekanntes von Dr. Oetker? Wir werden sehen.

Nach sechs Stunden in der Küche und zwei Flaschen Sekt war es dann geschafft.
Die Zimtsterne hatten ordnungsgemäss genau wie die Nussherzlis (fast alle) ein Zucker-Eiweiss-Häubchen auf, die Totenbeinchen waren perfekt, die Vanillekipferl waren gepudert, die Sternentaler zwar nicht mit Johannisbeergelee sondern mit guter Himbeermarmelade gefüllt und den Einsiedler-Streifen fehlte (aus oben beschriebenen Gründer) nur der Schokoladen-Streifen. Nur unsere Feigen-Pralinen wollten nicht so richtig hart werden. Wir haben sie jetzt in der Kühlschrank gestellt. Wenn das nicht reicht werden sie eingefroren. Und die sind sowieso nix für unsere pakistanischen Freunde und Familie, Simone hat sie nämlich mit einem sehr guten Schuss Rum veredelt.

Jedenfalls tun mir jetzt die Füsse weh und ich bin froh schon im Bett zu liegen.
Morgen ist der Fünf-Tage-Urlaub (Eidul Azha = muslimisches Opferfest) vorbei und das Büro ruft. Doch können wir uns jetzt den Alltag mit ein paar Plätzchen versüssen.
Über Simone´s Vorschlag vor Weihnachten noch eine zweite Backrunde einzulegen muss ich allerdings noch sehr gründlich nachdenken...

Samstag, 6. November 2010

Kallar Kahar - Katas Raj - Khewra (Salzminen)

Das Wetter ist im Moment so angenehm, dass man alle Aktivitäten im Freien jetzt gerne macht. Täglich ist es so um die 24 Grad und sonnig. Also was können wir tun_
Samstag war ich mit Simone Winterklamotten einkaufen, den es wird schon bald noch kälter werden und dann muss man doch etwas Muckeliges zum Anziehen haben. Leider ist im Moment auch Hochzeitssaison und übernächste Woche steht das Opferfest an. Da braucht natürlich jeder neue Klamotten. Der erste Schneider den ich gefragt habe nahm schonmal gar keine neuen Aufträge mehr an. Erst nach dem Opferfest wieder. Der zweite ist auch nicht schneller fertig, aber er hat wenigsten schonmal die Stoffe angenommen und wird dann in der Woche nach dem Opferfest liefern. Ein besserer Deal war leider nicht möglich, aber das bin ich ja schon gewohnt, hier muss man einfach immer sehr viel Geduld mitbringen.

Sonntag hatten meine Kollegen den Einfall doch ein BBQ zu veranstalten. Dazu wollten wir zu einem See fahren, der gut 300 km entfernt (kurz vor Islamabad) liegt.
Für einen See muss man natürlich nicht so weit fahren, aber dieser liegt in der Nähe der Gebirgskette Kallar Kahar und diese wiederum beheimatet auch die zweitgrössten Salzminen der Welt.

Aber alles der Reihe nach. Zuerst waren wir am See. Alles sehr touristisch hier. Karussell, Tretboote und Kamelreiten wurde angeboten. Wir haben uns dann aber nur zum Kamelreiten hinreissen lassen. Und das auch nur, weil wir auf einen Typ warten mussten, der uns ein Grundstück (mit Waschraum) aufschliessen sollte. Kurz nach dem Kamelritt kam der dann auch und wir sind etwas mehr abseits zu dem Grundstück gefahren. Dort haben wir dann unseren Grill ausgepackt und ein super BBQ organisiert. Dank auch an Simone, die mir ihr Rezept für Kartoffelsalat verraten hat. Hat alles super geschmeckt.


Als dann unser Grill zum Einpacken wieder etwas abgekühlt war ging es weiter. Wir wollten ja noch zu den Salzminen. Aber auf dem Weg liegt noch ein anderer touristischer Leckerbissen. Katas Raj ein (oder vielmehr ganz, ganz viele) Hindu Tempel, der sogar als Weltkulturerbe vorgeschlagen wurde. Auch hier versucht man mit den vorhandenen knappen Mitteln soviel wie möglich der alten Substanz zu erhalten. Mit hatte es vor allem der See in der Mitte der Tempel angetan, der in einem super türkis blau schimmerte.


Dann ging es weiter zu den Salzminen. Dort kann man mit einer kleinen elektrischen Bahn in die Stollen einfahren. Der Eintritt für Pakistanis ist erschwinglich (1 Euro = 120 Rupies) während für einen Ausländer direkt 10 USD = 860 Rupies verlangt werden. Allerdings gibt es dafür nur eine geführte Tour in Landessprache (Urdu) und nix in Englisch. Ich war Gott sei Dank schonmal vor Jahren dort und die Kollegen haben damals wie heute ganz fleissig für mich übersetzt. Und viel hat sich seit letztem Mal auch nicht verändert. Das Postoffice stand, wie vor zwei Jahren immer noch ganz kurz vor seiner untertage Eröffnung. Naja, wer braucht im Zeitalter der eMail noch die Post?
Der über Jahrhunderte geformte Stalagmit im Eingangsbereich hat sich auch seit dem letzten Besuch nicht signifikant verändert, das Wasser in den alten Ausgrabungskammern ist immer noch so salzig, dass man dort nicht unter gehen dann, wenn man reinspringt. Und wieder hat es trotzdem keiner gewagt. Welche Überraschung. Die Witze das Guides waren auch immer noch die gleichen. Aber drei Kollegen waren zum allerersten Mal dort und fanden es so gut, dass sie demnächst mit ihren Familien wieder kommen wollen.

Als wir mit der Bimmelbahn wieder raus kamen, dämmerte es schon und es lagen ja noch drei Stunden Heimfahrt vor uns. Jedenfalls war der Tag ein voller Erfolg. Das machen wir bestimmt bald mal wieder.