Heute will ich mich doch endlich einmal bei Euch allen melden und unsere Lage hier in Pakistan schildern.
Erst einmal vielen Dank für die vielen eMails, die wir erhalten haben und die sich alle Sorgen gemacht haben, wie es uns wohl so geht.
Ich verfolge täglich die deutschen Nachrichten und was man dort zeigt ist wohl das Bild in grossen Teilen von Pakistan. Allerdings liegt Lahore Gott sei Dank ausserhalb dieser Bereiche. Natürlich regnet es auch bei uns, das ist nun die Jahreszeit und der Monsun.
Aber unser Wasser fliesst mehr oder weniger normal ab und meistens dauert es nur wenige Stunden bis sich die Lage wieder normalisiert.
Heute morgen beispielsweise musste ich ins Büro. Dabei fahre ich über eine Strasse, die durch mehrere Unterführungen geleitet wird, um den Verkehr flüssiger zu halten.
Dann fing es an zu regnen. Und zwar so stark, dass man die Unterführungen besser meidet. Zum einen stehen dort zig Motorradfahrer, die den Ende des Regens abwarten und das Wasser kann auch mal kniehoch werden. Wir haben dann den oberen Weg gewählt, der über eine Kreuzung führt. Okay, dass dauert dann etwas, aber besser als im Tunnel im Wasser stecken zu bleiben.
Ansonsten haben wir von der Metro als auch privat von den Angestellten mehrere Sammelaktionen gestartet. Zuerst wird Geld gesammelt, dann kaufen wir Sachen die in den Krisengebieten gebraucht werden. Dann werden die Sachen zu einer zentralen Sammelstelle gebracht und von dort direkt von der Armee weiterverteilt. Metro hat direkt 3 Lastwagen voll mit Lebensmitteln in die betroffenen Gebiete geschickt.
Die armen Menschen haben wirklich alles verloren und in einem Land wie Pakistan ist natürlich auch nicht all zuviel vorhanden um ihnen schnell und direkt zu helfen.
Und man stelle sich vor Deutschland, Österreich und die Schweiz würden gleichzeitig geflutet. 20 Millionen Menschen sind betroffen.
Ich bin wirklich froh mittlerweile zu hören, dass die Spenden nun doch eingehen.
Man hört immer wieder, dass die Taliban versuchen die Situation für ihre Zwecke zu missbrauchen. Destabilisierung der Nation ist dabei wie immer ihr oberstes Ziel.
Bei uns in Lahore steigen die Lebensmittelpreise. Vor allem frisches Obst, Gemüse, Mehl und Reis sind betroffen, da weite Teile der Ernte einfach wegspült wurden.
Wir können die Preissteigerungen wegstecken, aber es gibt so viele Menschen die am Existenzminimum leben und die diese Erhöhungen nicht so einfach bezahlen können.
Auch Benzin ist seit Tagen knapp, da einige Raffinerien des Landes überflutet wurden und nicht mehr produzieren können. Bisher konnten wir es immer noch managen, aber wenn man sieht, dass eine Tankstelle “flüssig” ist, heisst es nichts wie hin und vollgetankt, egal wie viel noch im Tank ist. Da müssen längere Fahrten doch sehr überlegt werden.
Aber alles in allem kann ich wirklich nicht klagen, vor allem wenn ich all die armen Menschen vor Augen habe, die alles verloren haben.
Meine Gürtelrose ist nach drei Wochen auch schon fast abgeklungen und ich habe nur ab und an noch ein wenig Kopfschmerzen. Der Arzt sagt, dass ist normal und kann auch noch ein wenig länger dauern. Ich gehöre schon zu den Glücklichen, die nur wenige Wochen leiden mussten, weil wir meine Gürtelrose doch sehr zeitig erkannt und behandelt haben.
So, ich hoffe ihr seid nun etwas beruhigt. Und wenn ihr es erübrigen könnt, spendet doch ein paar Euro für Pakistan. Das Geld wird hier wirklich gebraucht.