Montag, 30. April 2007

Murree

Über das Wochenende waren wir also in Murree.
Murree liegt ca. 400 km von Lahore entfernt am Fuße des Himalajas.
400 km, das bedeutet hier mindestens 6 Stunden Autofahrt. Und die waren es dann auch. Wir wollten eigentlich schon morgens um 10.00 Uhr los, aber wie das in Pakistan so immer ist, gefahren sind wir erst um 12.00 Uhr.
Die Fahrt war lang und heiß. Und dann fing auch noch das Auto an Mucken zu machen. Ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass die meistens Autos hier mit Gas und Benzin gleichzeitig gefahren werden. Das heißt, Benzin wir nur beim Starten verwandt, danach dann auf Gas umgestellt. Das bedeutet aber auch, dass man alle 100 km anhalten muss um den Gastank wieder zu füllen. Also hatte ich die Idee, doch komplett auf Benzin zu fahren. Das ist zwar etwas teurer, aber bei den Preisen hier immer noch erträglich. Allerdings muckte das Auto jedes Mal, wenn auf Benzin umgestellt wurde. Frau Au sprach natürlich mal wieder ganz spontan, das kann ja nur der Benzinfilter sein. Okay, nächste Möglichkeit sind wir in eine Werkstatt gefahren. Die gibt es überall rechts und links der Straße. Diagnose: Benzinfilter. Und schon hatte ich sie wieder tief beeindruckt. Hihihi….

Dann nach 7 Stunden sind wir endlich in Murree angekommen. Ein Traum. Supertolle Luft, milde Temperaturen, wenig Staub, hohe Berge rundherum. Und das Hotel war auch nicht schlecht. Mein Zimmer war eine Suite mit Wohn- und Schlafraum plus Balkon. Sogar 2 Fernseher gab es, wobei nur einer lief. Wir haben dann noch nett zusammen gegessen und den milden Abend genossen.

Am Sonntagmorgen ging es dann nach einem sehr üppigen Frühstück wieder zurück nach Lahore. Diesmal lief das Auto natürlich viel besser und wir waren schon nach 51/2 Stunden wieder zurück.

Abends haben wir dann noch ein Fußballturnier besucht. Verschiedene Abteilungen unserer Firma haben gegen einander gespielt. Das ganze natürlich bei Flutlicht, weil es ja tagsüber viel zu heiß ist. Auch Nicht-Spielende waren willkommen und einige hatten auch ihre Frauen und Kinder mitgebracht. Es gab zu Essen und zu trinken und es herrschte eine sehr nette Partystimmung.

Ach ja, und dann war ja da auch noch die Weltmeisterschaft im Cricket. Am Samstagabend wurde das Finale Australien gegen Sri Lanka gespielt. Mein Kollege wollte unbedingt auf Sri Lanka wetten, weil er die Australier nicht mag und die nicht gewinnen sollten. Ich habe mehrfach versucht ihm zu erklären, dass man nicht auf die Mannschaft wetten sollte, die man mag, sondern auf die, die besser spielt. Er war nicht zu überzeugen. Und so ist Australien wieder einmal Weltmeister geworden und ich um 20 Euro reicher.

Vom Gewinn muss ich allerdings morgen das gesamte Team zum Bowling und Abendessen einladen. Da reichen die 1.500 Rupien bestimmt nicht aus.

Donnerstag, 26. April 2007

Benzinmangel

Heute habe ich in der Mittagspause mein Handy zur Software Aktualisierung weg gegeben. Original konnte das Handy nur Englisch, Französisch und Arabisch verstehen. Leider kein Deutsch. Und damit auch kein deutsches Wörterbuch für die Rechtschreibprüfung bei SMS Versand. Nein, das musste anders werden. Und für nur 7,50 EUR kann man ein solches Update hier machen lassen. Dauert allerdings ein paar Stunden. So weit, so gut. Ich habe also das Handy mittags abgegeben und wollte dann etwas essen.
Sarfraz hat mich zu einer pakistanischen „Pommesbude“ gebracht, wobei es dort natürlich keine Pommes gibt. Er hat bestellt, während ich im Auto gewartet habe.
Auf einmal ruckelt das Auto so hin und her. Der Motor lief ja, damit die Klimaanlage funktioniert. Normalerweise macht der Wagen solche Gebärden wenn der Gastank leer ist und automatisch auf Benzin umgestellt wird. Als Sarfraz zurück kam habe ich ihm gesagt, dass anscheinend der Gastank leer sei. Er hat es kurz überprüft und meinte dann, ja, aber nicht nur der Gastank sei leer, auch der Benzintank. Und schon ging der Wagen auch aus. Na super!!! Bei über 40 Grad im Auto in der Sonne sitzen und nichts geht mehr. Ich liebe meinen super intelligenten Fahrer! Analyse des Problems ergab: Ein anderer Fahrer hatte ihm gesagt, dass er noch mindestens 50 km fahren kann, wenn das Lämpchen für die Reserve des Benzintanks aufleuchtet.
Das stimmt natürlich nur, wenn man auch fährt und nicht, wenn man des Öfteren bei laufendem Motor und eingeschalteter Klimaanlage einfach nur rum steht.
Jedenfalls hat er von irgendwoher 2 Flaschen mit 3 l Benzin besorgt und ins Auto eingefüllt. Dann lief es wieder. Ich war natürlich mittlerweile nass geschwitzt und die Mittagspause längst um. Willkommen in Pakistan.

Sonntag, 22. April 2007

Ein Wochenende mit Pferden

Nachdem ich mir letzten Montag dann ein neues Handy gekauft hatte ging es mir auch schon viel besser. Frauen typisch würde ich sagen. Shopping kann so ziemlich jeden Schmerz heilen.
;-)

Die Woche über war nicht viel los. Jeden Tag arbeiten wir hart im Büro und sehen, wie wir unsere Markteröffnung im September noch besser vorbereiten können.

Freitagabend war Mexikanischer Abend im Internationalen Club. Die Party fand draußen, rund um den Pool statt. Zurzeit lässt es sich nämlich abends bei Temperaturen um 32 Grad noch draußen aushalten. Aber jeder prophezeit mir, dass das noch anders wird.

Samstag- und Sonntagmorgen war ich jeweils schon um 7 Uhr morgens im Polo Club. Summer und ich haben die Pferde geputzt und sind dann zusammen schön ein paar Runden geritten. Er erklärt mir immer wieder, dass ich die Zügel nicht mir 2 Händen halten darf, sondern nur in einer Hand. Ist ja klar, die andere Hand muss ja frei für den Poloschläger sein. Aber ich habe nun mal keinen Poloschläger und ich fühle mich 1000-mal sicherer, wenn ich die Zügel in beiden Händen halten darf.
Scheinbar hängt aber sein Herz daran, denn er hört nicht auf mich zu korrigieren und mir zu sagen: Bitte nur eine Hand benutzen! Ich denke ich darf die Pferde da auch nicht umgewöhnen. Immerhin reite ich sehr gut trainierte Polo-Ponys.

Samstag war ein indischer Polo Club hier und es gab ein Spiel. Die Inder waren ohne Pferde gekommen, also haben die Pakistani ihnen welche geliehen. Die beiden, die ich reite waren auch dabei. Und, ach ja, der Name des zweiten Pferdes ist nicht Aramon, nein, sein Name ist Arab mond. Klingt doch auch viel schöner.
Aga (der Besitzer) schreibt mir jetzt immer die Namen per SMS, damit ich auch weiß, wen ich reite.
Da Arab mond und Bull’s eye Samstag beim Polo geritten wurden, durfte ich heute auf Chatees ausweichen. Chatees bedeutet 36 in Urdu. Er ist 11 Jahre alt und wird nicht mehr im Polo geritten. (Umso besser, kann ich wenigstens die Zügel in beide Hände nehmen!) Allerdings ist das gar nicht mehr nötig, denn das ewige Ermahnen von Summer hat dazu geführt, dass ich mich schon beinah daran gewöhnt habe.
Na das wird den Ebbi aber wundern, wenn ich nach Hause komme.

Beide Tage war ich nach dem Reiten noch für ein paar Stunden im Internationalen Club und habe am Swimming Pool in der Sonne gelegen. Bin auch schon ein bisschen braun geworden.

Nächstes Wochenende wollen wir vielleicht mal in den Norden von Pakistan fahren.
Das bedeutet Himalaja!!! Ich bin ja schon soooooo gespannt. Ich hoffe es klappt. Hängt auch ein bisschen davon ab, wie viel im Büro zu tun ist. Drückt mir die Daumen, der Himalaja ist etwas, das ich unbedingt erleben will.

Mittwoch, 18. April 2007

Es gibt auch schlechte Tage

Jetzt bin ich schon über sechs Wochen hier und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Ich habe jeden Tag genossen und es hat immer alles geklappt, wenn auch manchmal mit etwas zeitlicher Verzögerung.

Irgendwann musste ja mal der Dämpfer kommen. Und er kam am Montag mit geballter Kraft.

Wir sind abends vom Büro nach Hause gefahren. Im Auto war mein neues Handy noch bei mir. Dann bin ich kurz in den Supermarkt gesprungen um noch Wasser zu kaufen. Anschließend direkt nach Hause. 10 Minuten später habe ich mein Handy gesucht und es war einfach weg! Ich dachte erst ich hätte es verlegt, doc ein Anruf zeigte, dass es ausgeschaltet wurde. Also hat es jemand gefunden und der hatte auch nicht die Absicht es zurück zu geben. Bääääähhh…
Mein schönes neues Handy. Und all die Arbeit die ich hatte um Bilder, Musik, Klingeltöne usw. darauf zu speichern.

Na ja, vorbei ist vorbei. Ich habe dann gestern direkt ein Neues gekauft. Anders konnte ich den Verlust einfach nicht verschmerzen. Und nun sitze ich abends da und versuche es wieder auf Vordermann zu bringen. Entschuldigung Mama, dass war auch gestern der Grund, warum ich nicht so lange telefonieren wollte. Hatte anschließend aber doch ein schlechtes Gewissen. Ich verspreche es beim nächsten Mal wieder gut zu machen. Bussi, nicht böse sein.

Montag, 16. April 2007

Thatta Kedona

Sonntagmorgen war schon wieder relativ frühes Aufstehen angesagt. Sarfraz (mein Fahrer) ist schon um 8 Uhr losgedüst um Siggi und Trang zu Hause abzuholen. Gegen 8.45 Uhr waren dann alle wieder an meinem Apartment angekommen und ich wurde ebenfalls eingepackt. Dann zum Internationalen Club. Wir waren wie immer pünktlich dort. Und mal wieder von allen anderen keine Spur. Doch bis gegen 9.30 Uhr waren alle eingetroffen und es konnte losgehen.

Thatta Kedona liegt ungefähr 100 Kilometer südwestlich von Lahore. Das bedeutet mindestens eine 2 ½-stündige Autofahrt. Zuerst ist die Strasse sehr gut vierspurig ausgebaut und man kommt schnell voran. Die letzten 20 – 30 Kilometer allerdings wird es von Abzweigung zu Abzweigung immer schlimmer und dies kostet dann ernorme Zeit. Wir haben es in drei Stunden geschafft.

In Thatta Kedona hat ein deutscher Verein ein Projekt zur Unterstützung der Landbevölkerung in Pakistan gestartet. Seit 1991 werden im Dorf Puppen, Glückwunschkarten, Lesezeichen und andere Spielzeuge von Frauen in Handarbeit hergestellt. Aus dem Verkauf dieser und durch Spenden versucht man das Projekt zu finanzieren. Die Frauen lernen in Workshops Seidenmalerei, Nähen, Töpfern usw.
Dadurch soll auf der einen Seite die Fraurolle gestärkt werden (Frauen verdienen so ihr eigenes Geld), auf der anderen Seite verhindert werden, dass immer mehr Menschen in die Städte strömen, da auf dem Land kaum Geld verdient werden kann.

Mittlerweile hat das Projekt eine neue Schule, ein medizinisches Zentrum und Solarenergie finanzieren können.

Es gab ein gemeinsames Mittagessen mit original pakistanischer Musik und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Gegen halb vier haben wir dann die Rückfahrt angetreten und waren um 7 Uhr wieder zurück in Lahore.

Auf dem Land gibt es natürlich keine Klimaanlage und es war gestern ziemlich heiß. Dementsprechend müde waren wir dann auch als wir nach Hause zurückkamen.

Aber (mal von der ewigen Autofahrerei abgesehen) war es wieder ein sehr schöner Tag und Pakistan hat sich wie immer von seiner schönen (wenn auch sehr staubigen) Seite gezeigt.

Samstag, 14. April 2007

Im Polo Club

Dieses Wochenende steht ganz im Zeichen der Pferde. Gestern Abend war Country- und Westernabend im Internationalen Club. Sie hatten sogar zwei Pferde dort und die Kinder konnten ein paar Runden drehen. Wir haben draußen gesessen und es gab Spare Rips vom Grill, Folienkartoffel und Salat. Ich war anschließend so voll, dass ich nur noch nach Hause und ins Bett wollte.

Heute Morgen hieß es dann früh aufstehen. Ich musste schon um viertel nach sieben im Polo Club sein. Summer hat mir dann gezeigt, wie die Pferde geputzt, gesattelt und gezäumt werden. Ich habe nicht viel verstanden, denn Sattel und Zaumzeug hat hier tausendmal mehr Riemen und Schnallen als bei uns. Dann hat er ein Pferd (Bull’s eye) genommen und ich das andere (Aramon). Erst einmal sind wir auf dem Reitplatz geritten. Ein bisschen Schritt, dann Trab und Galopp. Es ging ganz gut, wenn auch der doppelte Zügel, den ich zudem nur in einer Hand halten soll mir etwas Schwierigkeiten macht. Auf jeden Fall bin ich oben geblieben. Dann ging es auf die Bahn, die rund um das Polofeld führt. Dort konnten wir so richtig Gas geben. Aramon ist ein sehr sanftes Pferd und stets darauf bedacht alle Wünsche des Reiters zu erfüllen. Manchmal versteht er mich noch nicht so ganz, aber das wird sicher noch. Ich musste an meine ersten Tage auf Ebano denken, da ging es mir vom Gefühl her genauso. Dann haben wir die Pferde gewechselt. Bull’s eye ist erst einmal hinter Aramon her galoppiert. Aber dann wollte ich es wissen und habe versucht Summer zu überholen. Holy crab, da ging es aber ab. Er ist galoppiert als wäre der Teufel hinter ihm her. Nach einer halben Stunde in der Hitze war ich total verausgabt und wir haben die Pferde zurück in den Stall gebracht. Nächsten Samstag werde ich wieder reiten. Leider ist es in der Woche abends zu spät. Ich bin meistens bis sechs oder sieben Uhr im Büro und lange Sommerabende gibt es hier nicht. Gegen halb acht wird es schon dunkel. Aber auf jeden Fall kann ich wieder ein wenig reiten.

Ich war so nass geschwitzt, dass ich gleich anschließend in den Internationalen Club gefahren bin. Dort gibt es ein schönes Außenschwimmbad und ich habe noch 2 Stunden in der Sonne gelegen. Dann wurde es allerdings zu heiß.

Morgen früh fahren wir schon um 9 Uhr nach Thatta Kedona. Bin ja mal gespannt was uns dort so geboten wird. Davon dann morgen mehr.

Übrigens habe ich gestern mit meinen Eltern telefoniert. Wenn man mich hier auf meiner Festnetznummer zu Hause anruft und eine 010xx Nummer aus Deutschland vorwählt kann man sehr günstig mit mir sprechen. Meine Eltern haben für ein zwanzig Minuten Gespräch ganze 97 Cent bezahlt. Ich werde meine Nummer jetzt hier nicht nennen, aber wenn jemand Interesse hat mal wieder live mit mir zu sprechen, schickt mir eine kurze eMail, dann nenne ich euch die Nummer und die 010xx Vorwahl. Abends bin ich meistens so gegen elf oder zwölf Uhr erreichbar. Das ist dann zwischen 8 und 9 Uhr abends in Deutschland. Ich würde mich freuen. Leider funktioniert das ganze nur von Deutschland aus. Hier kennt man solche Billiganbieter noch nicht.

Mittwoch, 11. April 2007

Ein Pferd für mich

Heute Nachmittag nach dem Büro war ich im Polo Club. Hasnain hat einen Cousin (welche Überraschung, denn es ist immer ein Cousin oder Bruder) der Polo spielt und Pferde besitzt. Wir haben ihn gefragt, ob ich nicht vielleicht seine Pferde reiten kann. Und siehe da, ich durfte mir heute zwei Pferde ansehen, die ich dann am Samstag früh Probe reiten werde. Die Namen der beiden habe ich leider schon wieder vergessen, aber der Gehilfe, den der Cousin (=Aga) hat, heißt Summer.

Ich treffe mich also Samstagmorgen mit Summer. Eigentlich sollte ich die Ställe gar nicht sehen, sondern Summer wollte mit den gesattelten Pferden auf mich warten. Ich habe aber klar gestellt, dass ich selber das Pferd putzen, satteln und zäumen will. Auch wenn die Trense etwas gewöhnungsbedürftig aussieht. Ich werde es versuchen. Wenn es klappt kann ich Mitglied im Polo Club werden und dort dreimal die Woche reiten. Ist zwar nicht raus in den Wald, sondern nur auf dem Reitplatz oder rund um das Polofeld, aber immer noch besser als gar nichts. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf Samstag.

Morgen Abend gehe ich mit Trang zum Bowling, Freitagabend ist Country- und Westernabend im Internationalen Club und Sonntag wollen wir mit dem Internationalen Club einen Ausflug nach Thatta Kedona machen. Dort werden noch Puppen in Handarbeit hergestellt. Das ganze soll sehr sehenswert sein. Und wir haben ja doch nichts anderes zu tun.

Ihr seht schon wieder ist mein Wochenende voll ausgebucht. Hier hätte ich gar nicht die Zeit noch nebenher arbeiten zu gehen. Aber ihr alle fehlt mir doch ein bisschen und ich freue mich schon auf meine freie Woche im Mai.

Dienstag, 10. April 2007

Die Hochzeit

Den ganzen Sonntag habe ich zu Hause verbracht. Ein bisschen in der Sonne gelegen, Musik und Fotos auf dem Computer sortiert und auf mein neues Handy geladen. Dann habe ich mir noch ein paar Folgen von Desperate Housewives (3. Staffel) angesehen und so richtig relaxt. Leider gab es kein Internet, da mal wieder irgendwelche Kabel nicht funktionierten.

Zum Abend hin hieß es dann sich heraus putzen. Meine neue Shalwar Kameez Kombination in weiß mit silberner und goldener Stickerei war pünktlich beim Schneider fertig geworden. Hasnain hatte uns eingeschärft heute bitte pünktlich zu erscheinen, da die gesamte Veranstaltung in einem der besten Hotels der Stadt statt fand und der gesamte Ablauf planmäßig ablaufen sollte.

Okay, das muss man uns Europäern ja nicht zweimal sagen. Die Einladung sagte 20.00 Uhr, wir waren 19.50 Uhr dort. Im Saal nur zwei einsame Menschen (der Onkel der Braut mit seiner englischen Frau) und Personal, das noch staubsaugte, die Blumendekorationen arrangierte und so weiter. Mit anderen Worten, es war noch gar nichts fertig. Aber Hotels haben ja Gott sei Dank Hotelbars. Der Onkel meinte nur wenn wir Wein zu trinken fänden sollten wir ihm eine kurze Nachricht geben, dann käme er auch. Aber wie zu erwarten: Kein Wein. Allerdings ein äußerst leckerer frischer Erdbeersaft, der mir die Wartezeit verkürzte.

So gegen 21.00 Uhr sind wir dann in den Saal zurückgekehrt. Hasnain traf auch gerade ein. Der Saal war riesig und bot Platz für mindestens 700 Leute. Trotzdem wurden unaufhörlich weitere Stühle heran geschafft um allen Gästen Platz zu bieten. Es war sehr schön, dass wir schon so einige Abende mit der Familie der Braut verbracht hatten, so kannten wir doch schon einige Familienmitglieder und wir konnten uns an den Gesprächen beteiligen.

Abendessen gab es dann bereits um 23.00 Uhr (!). Wir mussten uns schon beeilen, schließlich hatten wir noch eine zweite Einladung zu einer Hochzeit. Und dort ging es um einen Mitarbeiter aus dem Controlling (ja Annette, ich war bei Khawar’s Hochzeit), es war also auch ein bisschen verpflichtend für uns dort zu erscheinen. Wir haben es noch gerade so zum Ende des Essens geschafft dort zu sein. Denn ihr wisst ja schon, nach dem Essen löst sich die Gesellschaft immer ziemlich schnell auf.

Die Hochzeit der Tochter von Hasnain’s Cousin war eine Liebesheirat. Die Brautleute haben sich in London kennen gelernt und werden nach der Hochzeit auch wieder nach dort zurückkehren. Entsprechend gelöst und glücklich wirkten die beiden.

Khawar’s Hochzeit dagegen war arrangiert. Die Brautleute haben sich nur einmal vor der Hochzeit bei ihrer Verlobung gesehen. Die Braut wirkte sehr angespannt, muss sie doch nun ihr Elternhaus verlassen um bei ihrem Ehemann und dessen Familie zu leben. Allerdings muss man dazu sagen, dass hier niemand zur Hochzeit gezwungen wird. Beiden Seiten steht frei die Kandidaten, die die Familie ausgesucht hat auch abzulehnen. Trotzdem tat mir die Braut irgendwie leid.

Um 2.30 Uhr sank ich dann müde in mein Bett.

Sonntag, 8. April 2007

Vorabend der Hochzeit (Rasm-e-Hina)

Gestern Abend waren wir zu den Vorabend Feierlichkeiten der heutigen Hochzeit eingeladen. Wir sind schon extra nicht um 20.00 Uhr dort erschienen, weil wir ja die pakistanischen Gepflogenheiten mittlerweile kennen. Aber um 21.00 Uhr waren wir immer noch so ziemlich die ersten. Es füllte sich nur langsam.

Das alte Haus der Familie steht leer, ist aber größer als das zurzeit bewohnte. Der gesamte Vorgarten wurde in ein Zelt (natürlich wieder klimatisiert) verwandelt und mit hunderten Lämpchen, Laternen und Blumen geschmückt. Im hinteren Garten war das Büfett aufgebaut. Man war im Freien, aber doch auch wieder nicht. Alle Bäume und Sträucher im Garten waren in die Dekoration mit einbezogen, der gesamte Boden mit pakistanischen Teppichen ausgelegt. Und die Gäste so bunt!!

Im vorderen Teil war Platz für mindestens 400 Leute und am Ende war nicht ein Sitzplatz mehr frei. Dann kam, mit einer eigenen Musikband, der Bräutigam mit seiner Familie und seinen Freunden. Im Zelt vorne war ein Podest mit einem Sofa aufgebaut und dort nahm der Bräutigam mit seinen Eltern Platz. Nach einer Weile wurde dann eine Sänfte herein getragen die über und über mit Blumen geschmückt war und in der die Braut saß. Sie durfte dann neben ihrem Zukünftigen auf dem Sofa Platz nehmen. Dann kamen alle Gäste und haben gratuliert. Den beiden wird dabei etwas Henna auf ein Blatt gestrichen, das sie in der Hand halten. Dann wird jeder mit einer Nuss gefüttert und zum Schluss gibt der Gratulierende etwas Geld für die beiden. Die Zeremonie war sehr schön, nur ein bisschen langatmig bei den vielen Gästen.
Hier ein paar Fotos. Ich hoffe sie können ein bischen die Stimmung und die bunten Farben zeigen.




In der Zwischenzeit hat die Familie der Braut ihre einstudierten Tänze vorgeführt. Die kannten wir schon, denn die wurden wären der Tage die wir im Haus der Familie verbracht haben immer wieder ausführlich trainiert. Auch die Musik hatte Wiedererkennungswert.

Dann war es endlich soweit. Der letzte Tanz war getanzt, die letzte Gratulation ausgesprochen und das Büfett im hinteren Garten wurde eröffnet. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits 1.30 Uhr morgens. Aber okay, so ist das halt hier. Und wie immer verlassen die Gäste die Party ziemlich schnell nach dem Essen. Vielleicht wird deshalb erst so spät gegessen, ein Zusammensein danach scheint nicht üblich.

Ach ja, und Hasnain hat mich auch seinem Cousin (alle männlichen Verwandten sind Bruder oder Cousin) vorgestellt. Der hat nämlich Pferde, spielt Polo und ich könnte dort vielleicht am Wochenende reiten!!! Wir werden ihn Montag einmal anrufen. Vielleicht können wir ja etwas vereinbaren.

Heute Abend geht es wieder zur Hochzeit. Und da wir eine zweite Einladung haben, der wir Folge leisten müssen, wir es auch noch ein bisschen stressig. Ich berichte dann morgen davon.

Samstag, 7. April 2007

Handbemalung mit Henna

TGIF - Thanks God it's Friday. Die Woche war wirklich stressig. Aber der Quartalsabschluss ist im Kasten und wir können Stolz auf uns sein. Es waren eine Menge Altlasten zu klären und auch das System ist eben noch ganz neu für uns. Über manche Dinge sind wir noch nicht so informiert, wie wir es eigentlich sein sollten. Aber das Ergebnis lässt für die Zukunft hoffen.

Da die Arbeit wie gesagt sehr gut gelaufen ist habe ich mir mit Trang in der Mittagspause eine Auszeit genommen. Wir waren wiederum im Haus der Brauteltern eingeladen an der traditionellen Handbemalung mit Henna teilzunehmen. Es waren extra mehrere (3) Frauen bestellt, die dieses Handwerk beruflich ausüben. Da wollten wir nicht fehlen. Ich hatte die Prozedur ja schon einmal in Dubai erlebt, aber hier war es viel schöner. Es gab für alle Anwesenden einen Grund (die morgen und übermorgen stand findende Hochzeit) sich zu treffen und ein wenig zu plaudern. Wir waren wie immer die Exoten und mussten einige Fragen beantworten. Die normalen kennt man ja schon: Wo kommst ihr her? Wie lange seid ihr schon in Pakistan usw.? Aber diesmal kamen auch solche wie: Hast du schon während des 2. Weltkriegs gelebt? (Wie alt sehe ich eigentlich aus?) Bist du oder ist deine Familie jüdisch? (Nö, nicht das ich wüsste). Auf jeden Fall war es eine sehr amüsante Mittagspause und das Ergebnis seht ihr hier:



Donnerstag, 5. April 2007

Grundsteinlegung

Heute hatten wir eine sehr schöne Grundsteinlegungszeremonie auf dem Grundstück unseres ersten Marktes hier in Lahore. Auf dem Baugelände war ein riesiges klimatisiertes Zelt aufgebaut und gegen 9 Uhr kamen schon die ersten Journalisten. Gegen 9.30 Uhr hat dann die Geschäftsleitung eine kleine Pressekonferenz gegeben und unser Geschäftsmodell erläutert.

Danach kam gegen 10.45 Uhr der Minister der Region Punjab. Hoher Sicherheitsstandard war gefordert. Alle Autos wurden mit Spiegel von unten kontrolliert, Handys durften nicht ins Zelt, jeder Angestellte musste einen Ausweis tragen und der Eingang erfolgte durch einen Metalldetektor. Gott sei Dank war er verhältnismäßig pünktlich (30 Minuten Verspätung).

Es sollen auch schon mal 3 Stunden gewesen sein. So etwas kann dann das Programm ganz schön durcheinander bringen. Aber heute nicht.

Nachdem ein Iman wirklich sehr schön gesungen hat, gab es mehrere Ansprachen und Reden, bevor es zur Enthüllung des Grundsteins kam. Nach der Zeremonie gab es für alle Tee und kleine Sandwichs. Dann hieß es die Zeit bis zum Mittagessen zu überbrücken. Die Gäste hatten uns mittlerweile verlassen und das Mittagessen stand ganz im Zeichen eines Teamevents für die ganze Firma. Es gab pakistanisches Essen und es hat wie immer hervorragend geschmeckt.

Dann zurück ins Büro. Immerhin stehen wir im Quartalsabschluss und jeden Tag entdecken wir neue Herausforderungen in unserem Buchhaltungssystem.

Heute abend hatte ich hier zu Hause die ersten Stromprobleme. Normalerweise fällt der Strom tagsüber aus und wir haben im Büro einen Generator, der das Problem in 30 Sekunden behebt.
Anders hier. Fast fünf Minuten saß ich ohne Strom da und danach mußte ich den ganzen Blog noch einmal schreiben, da natürlich alles verloren war.


Gestern war ich auch wieder auf der zur Zeit laufenden Hochzeit im Haus der Brauteltern. Dort mußte ich erst einmal erklären warum ich denn am Montag abend nicht erschienen bin. Das war harte Arbeit, weil alle Erklärungen eigentlich nicht geduldet wurden. Anschließend haben die Frauen zusammen auf dem Boden gesessen und pakistanische Lieder gesungen, während die Männer für uns getanzt haben. Heute konnte ich meine Abwesenheit mit der Grundsteinlegung erklären, aber morgen müssen wir uns auf jeden Fall wieder dort sehen lassen. Hoffentlich werden wir pünktlich mit dem Quartalsabschluss fertig.

Dienstag, 3. April 2007

Erdbeben

Heute morgen gegen viertel nach acht hat hier die Erde gebebt. Mein erstes Erdbeben in Pakistan! Aber nichts ist kaputt gegangen, noch nicht einmal eine Tasse ist umgefallen. Das Beben hatte eine Stärke von 6,2 auf der nach oben offenen Richterskala, wobei ich keine Ahnung habe ob das stark ist oder nicht. Das Zentrum lag ca. 800 km entfernt von Lahore, aber trotzdem war es deutlich zu spüren. Wir saßen schon im Büro und ich dachte, huch, wer rüttelt denn da an meinem Stuhl.

Nun für alle zur Beruhigung, mir geht es gut und in Lahore stehen noch alle Häuser.
Keine Bange, Unkraut vergeht nicht.

1. Tag der Hochzeit

Gestern waren wir zum ersten Mal auf einer pakistanischen Familienfeier. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass wir nächstes Wochenende zu einer Hochzeit eingeladen sind. Diese dauert insgesamt 8 Tage und gestern war der erste Tag. Es war ein Feiertag (Eid-e-Milad-un-Nabi = Geburtstag des Propheten = Vollmond) hier in Pakistan. Die Gäste (nur die engste Familie der Braut, ca. 50 Personen) strömten ab 20.00 Uhr ins Haus der Brauteltern. Dann wurde erst einmal zusammen getanzt, gesungen und diverse Unterhaltungen geführt. Auch wir (Siggi, Trang und ich) waren voll mit einbezogen.

Ich trug zum ersten Mal meine neue pakistanische Kleidung und alle fanden sie sehr hübsch. Und sehr bequem war sie auch. Ich erwähnte ja bereits, es ist wie ein schöner großer Pyjama. Und so fühlst du dich auch.

Gegen 23.00 Uhr gab es dann Essen. Das ganze Büfett war im Garten aufgebaut. Und bei sehr schönem sternenklaren Himmel (Vollmond, siehe oben) und milden Temperaturen von 25 Grad war es ein Traum. Nach dem Essen so gegen 24.00 Uhr sind dann alle nach und nach verschwunden, wir eingeschlossen, da wir ja heute wieder arbeiten mussten. Allerdings konnten wir nicht gehen, ohne zu versprechen, dass wir morgen Abend wieder kommen und am Donnerstag und am Freitag und natürlich am Samstag und Sonntag. Oh mein Gott, wir werden es versuchen. Samstag und Sonntag wird es dann eine richtig große Feier. Ca. 700 Gäste werden erwartet.

Für das Wochenende haben wir noch zwei weitere Einladungen zu Hochzeiten bekommen. Aber leider sind wir ja schon verplant. So etwas scheint aber hier keine Seltenheit zu sein und die Leute bedienen sich des so genannten „Wedding-Hoppings“, meint das Springen von einer Feierlichkeit zu nächsten. Wir werden sehen, ob wir dies auch erfüllen können. Also morgen erst einmal wieder in das Haus der Eltern. Das Programm für Donnerstag kenne ich noch gar nicht. Freitag werden die Hände und Füße sehr kunstvoll mit Ornamenten verziert. Als Farbe dient dabei Henna. Da möchte ich auf jeden Fall dabei sein. Das sieht so schön aus. Ich habe es schon einmal in Dubai machen lassen, allerdings ohne den traditionellen Hintergrund einer Hochzeit. In Dubai gab es die Verzierungen extra für Touristen. Diesmal also ein wahrer Grund für die Prozedur.

Heute Morgen ist eine Kollegin von einem einwöchigen Aufenthalt aus Deutschland zurückgekommen. Ihr glaubt nicht, was sie mir mitgebracht hat. Einen original Lindt Osterhasen mit Glöckchen. Normalerweise bekomme ich den immer zu Ostern von meiner Mama. Diesmal ist also jemand anders eingesprungen und hat diese Aufgabe übernommen. Du siehst, liebe Mama, es fehlt mir hier an nichts.

Am Mittwoch haben wir große Feierlichkeiten. Die Firma bleibt geschlossen und alle Mitarbeiter sind zur Grundsteinlegung für unseren 1. Markt hier in Lahore eingeladen. Es werden einige offizielle Gäste erwartet, die dann Reden halten werden. Anschließend ist ein gemeinsames Mittagessen geplant. Ich werde davon berichten.