Montag, 19. November 2007

Kaufrausch in Pakistan

Der Esstisch wurde pünktlich am vereinbarten Tag geliefert. Es geschehen wirklich noch Zeichen und Wunder in Pakistan. Warum kann es nicht immer so reibungslos ablaufen?

Auch meine neuen Gardinen im Schlafzimmer hängen seit letztem Samstag. Hier war es schon wieder etwas schwieriger. Zuerst sollte es 14 Tage dauern die Gardinen zu nähen. Dann war das Material aber nicht lieferbar. Also noch mal 10 Tage drauf. Hier wurde mir auch schon die erste Preisreduzierung aufgrund der Unannehmlichkeiten versprochen.

Dann hat der Dekorateur mich nicht wie vereinbart angerufen, bevor er vor meiner Haustür stand. Ich war nicht da. Also musste er später (Samstagabend um 20.00 Uhr) noch einmal kommen.

Nach drei Stunden intensiver Arbeit war es dann geschafft. Mein Schlafzimmerfenster wird nun durch zwei Faltrollos und eine zusätzliche Gardine verdunkelt.

Leider haben die Faltrollos schon ein paar Maschinenölflecken abbekommen. Der Dekorateur hat seine Bohrmaschine auf meinen Fliesenboden gelegt. Die hat dort Ölspuren hinterlassen. Dann hat er beim Aufhängen die Gardine durchs Öl gezogen. Nun, da wird wohl eine weitere Preisminderung anstehen.

Zu guter Letzt hat die Gardine auch noch einen kleinen Webfehler. Ich glaube nicht, dass das Geschäft eine neue anfertigen möchte, also noch ne Reduzierung. Vielleicht kriege ich ja am Ende noch Geld heraus?

Auf jeden Fall wird meine Wohnung immer wohnlicher.
Als nächstes stehen Teppiche auf dem Programm. Ich möchte einen großen unter den Esstisch und einen weiteren unter den Wohnzimmertisch legen.
Reiner Laminat ist mir auf Dauer zu nackt und es gibt hier sehr schöne handgefertigte Teppiche. Garantiert nicht von Kinderhand geknüpft.
Nächsten Samstag werde ich losziehen und mal die Preise prüfen.

Befinden wir uns eigentlich noch im Ausnahmezustand?
Weiterhin ist mein Leben überhaupt nicht davon tangiert. Jeden Tag sind zwar die Zeitungen voll von dem was Frau Bhutto sagt und was der Präsident sagt und was irgendein anderer sagt. Aber ansonsten ist es ruhig und wir können uns ganz normal bewegen.

Ende nächster Woche geht es dann nach Deutschland.
Und zum ersten Mal werde ich den neuen Lufthansa Direktflug von Lahore nach Frankfurt nutzen, den es seit dem 28. Oktober gibt.
Ich bin dann von Freitagmorgen halb zehn (30.11.) bis Sonntag früh acht Uhr (09.12.) in Deutschland. Ich werde die gleiche Vodafone Nummer benutzen wie beim letzten Mal. Vielleicht wollt ihr ja mal wieder mit mir sprechen.

Sonntag, 11. November 2007

Ein neuer Esstisch

Meine Wohnung besitzt unter anderem einen Esstisch mit 6 Stühlen. Aber die Stühle sind aus Metall, alt und wackeln, weil aus den meisten Füßen die Gummierung verschwunden ist. Also habe ich beschlossen mir einen neuen Tisch mit 6 Stühlen zu kaufen.

Ich hatte da auch schon einen sehr schönen Glastisch in einem Geschäft in Lahore gefunden. Die Umrandung war aus Holz und passte so ziemlich genau zu meinen anderen Möbeln. Die Bezüge der Holzstühle sollten creme, passend zu meinem Sofa werden. Das Design war modern, was hier nicht so einfach zu finden ist, da die meisten Leute nach wie vor auf traditionelle Möbel stehen. Die sind mir aber mit zu viel Geschnörkel und Verzierungen. Also war ich echt froh diesen eine Tisch gefunden zu haben.

Leider gab es ein paar Diskussionen mit dem Hersteller. Er wollte nämlich, dass ich im Voraus alles bezahle und er dann anschließend liefert. Das gefiel mir nun weniger, da man dann nämlich oft nur geringe Qualität geliefert bekommt und die eventuell geforderte Nachbesserung meist nicht zum Erfolg führt. Der Tisch inklusive Stühle sollte Rs. 58.000 (rund 650 Euro) kosten. Na dann eben nicht!

In einem Designer Shop habe ich dann einen weiteren sehr schönen Tisch gefunden. Keine Anzahlung, keine Vorauszahlung, alles perfekt. Denkste, denn der Tisch mit 6 Stühlen lag bei Rs. 129.000 (ca. 1.450 Euro). Hm, war mit dann doch ein bisschen teuer. Vor allem weil alle Kollegen gemeint haben, das gibt es auch billiger.
Nur wo? In ganz Lahore hatte ich schon fast alle Möbelgeschäfte gesehen und nichts Entsprechendes gefunden.

Ich wollte schon aufgeben und den teueren Tisch kaufen, als mein Chef mir von einem ca. 2 Autostunden entfernten Ort namens Gujrat erzählt hat. Dort gibt es ganz viele Möbelfabriken mit Ausstellungshallen. Gestern sind wir dann auf große Fahrt gegangen.

Mittags ging es los. Aber erstmal noch eine Kleinigkeit vom fahrenden Händler zum Essen gekauft. Schließlich hatten wir eine lange Fahrt vor uns und der Magen meldete sich schon. Es gab leckeren Salat und frittierte Hähnchenbeine. Miam…
Danach ein weiterer Stopp an einem Stand für frisch gepresste Obstsäfte. Es ist zurzeit Orangen und Granatapfel Zeit. Der Saft, so herrlich frisch, war ein Gedicht.

Es wurde immer später und wir hatten Lahore noch nicht einmal verlassen.
Und tanken mussten wir auch noch.

Dann waren endlich auf der alten Transitstraße Richtung Islamabad. Leider ein bisschen schnell. Die Polizei hat uns geblitzt. Es war nur 70 km/h erlaubt und wir sind mit 94 km/h aufgefallen. Gut, dass wir in Pakistan sind. Mit einer Zahlung von Rs. 750 (ca. 8,50 Euro) war die Sache erledigt. Puh, noch einmal Glück gehabt.

Gegen 16.00 Uhr waren wir dann endlich am Ziel. Und im dritten Laden hatten sie doch exakt die gleichen Stühle mit einem Glastisch, die ich in Lahore schon kaufen wollte. Und was meint ihr war hier der Preis? Rs. 50.000 (ca. 560 Euro), ich war begeistert. Das konnte auch die Anzahlung von 40%, die ich leisten sollte nicht trüben.

Nun hoffe ich auf eine erfolgreiche Lieferung in der nächsten Woche.

Der Ausnahmezustand in Pakistan dauert derweil an, aber ich habe immer noch nichts davon mitbekommen. Ich sehe die Bilder hier im Fernsehen und in der Zeitung wie ihr in Deutschland. Aber mein Leben ist davon rein gar nicht beeinflusst. Ich kann einkaufen, arbeiten, reiten, mich bewegen wie immer. Hoffentlich bleibt es so.

Ich sage euch Bescheid, wenn ihr mich ausfliegen müsst.
Vielleicht kann mein Vater ja seine politischen Freunde bemühen… Hihihi…

Sonntag, 4. November 2007

Ausnahmezustand

Jeden Tag etwas Neues. Nun haben wir Ausnahmezustand. Der Präsident hat ihn für das ganze Land erklärt und die Verfassung außer Kraft gesetzt.

Was heißt das nun für uns? Keine Ahnung. Das Leben draußen geht weiter wie bisher. Die Kunden haben heute am Sonntag den arbeitsfreien Tag genutzt um unseren Markt wiederum zu stürmen. Wir hatten dort ganz sicher Ausnahmezustand, aber ansonsten? Ich habe nichts gemerkt.

Keine Straßensperren, kein Militär zu sehen, nicht einmal erhöhtes Polizeiaufgebot.

Ein paar private Fernsehsender können nicht senden, aber Internet, Mobilfunk und auch Festnetz stehen voll zur Verfügung.

Einigen bulgarischen Kollegen war es nicht mehr sicher genug und sie haben das Land heute verlassen. Eigentlich sollten sie erst nächsten Freitag nach Hause fliegen, aber die Sicherheitslage war ihnen zu unsicher. Nun gut, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich bleibe auf jeden Fall hier. Und es sei allen gesagt, die sich Sorgen um mich machen: Es geht mir gut und ich fühle mich nicht unsicher.

Freitag, 2. November 2007

Markteröffnung in Lahore

Ihr müsst schon entschuldigen, aber zurzeit ist hier die Hölle los.

Diese Woche haben wir unseren ersten Markt in Lahore eröffnet.
Angefangen hat es mit einer sehr schönen Zeremonie am Dienstagmorgen auf unserem Parkplatz. Unter der Überdachung waren für die Gäste Tische und Stühle vorbereitet. Das Wetter war ausgezeichnet. Die Sonne schien und es war um die 33 Grad warm. Aus Deutschland war der Vorstand der MCCI angereist. Der deutsche Botschafter mit seiner Frau gab sich ebenfalls die Ehre und freut sich schon, wenn der nächste Markt in Islamabad quasi vor seiner Haustüre eröffnet wird. Der Ministerpräsident von Punjab kam nur 40 Minuten zu spät (ein wahres Wunder für diejenigen, die ihn schon öfter erlebt haben). Der Imam hat für uns gebetet, es gab tanzende Pferde und eine Musikgruppe während die Offiziellen unseren Markt besuchten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hieß es für mich dann Abschied nehmen von all den schönen Produkten und wieder zurück an die Arbeit im Büro.

Am Mittwochmorgen dann ab sieben Uhr die Öffnung für unsere Kunden. Die sind nur so herbeigeströmt und wollten sehen was wir so bieten. Leider haben ihnen die langen Schlangen an der Kundenregistrierung, dem Eingang und den Kassen nicht gefallen. Aber was will man machen, wir haben bereits im Vorfeld versucht möglichst viele Karten auszugeben. Scheinbar waren es immer noch nicht genug.
Dann die ersten Einkäufe. Wie in anderen Ländern auch müssen sich die Kunden erst noch daran gewöhnen, dass wir keine einzelnen Produkte verkaufen. Zum Beispiel kann man keinen Liter Milch kaufen. Milch gibt es nur im Karton mit 12 Paketen. Will man nur einen Liter haben ist man leider bei uns falsch. Trotzdem wurden immer wieder Karton aufgerissen und einzelne Produkte wanderten in den Einkaufswagen. An der Kasse war dann Schluss, weil diese einzelnen Artikel nicht gelistet sind und über das Kassensystem nicht verkauft werde können. Nicht jeder Kunde reagierte hier mit Verständnis.

Und für Pakistan ganz typisch kamen natürlich alle mit der ganzen Familie inklusive aller Kinder (und das sind meistens nicht wenige). Kinder werden in Pakistan überall mit hingeschleppt. Warum also nicht in unseren Markt? Da war ein ganzer Haufen Erklärungsarbeit nötig und einige Kunden konnten oder wollten es trotzdem nicht verstehen.

Unser Sortiment ist sehr gut. Nur Pflaster fehlt noch, wie ich feststellen musste, als mir die ersten Blasen an den Füßen doch sehr zu schaffen machten.

Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch ist toll. Nirgendwo konnte man bisher abgepacktes Fleisch in Styroporschalen kaufen, die wir aus Deutschland so gut kennen. Unsere Einkäufer haben dieses neue Konzept nach Pakistan gebracht. Und anscheinend nehmen die Kunden es an. Ist ja auch viel praktischer als jedes Mal and der Fleischtheke anzustehen und dann die Ware in der Plastiktüte zu kriegen.

Auch die Käseauswahl kann sich sehen lassen. Pakistan hat da leider nicht allzu viel zu bieten. Parmesan, Gouda, Edamer, Blauschimmelkäse, Mascarpone, jetzt ist alles zu haben.

Und wir haben einen Bäcker. Der backt richtiges Brot direkt im Markt. So mit Eiern, Mehl, Wasser, Hefe usw.. Ich habe gestern französisches Baguette probiert. Haben wir in Natur und mit Sesam. Hach, war das lecker. Darauf noch ein schöner Käse und die Welt ist in Ordnung.

Jetzt muss die Verwaltung nur noch umziehen. Im Moment sind unsere Büros im ersten und zweiten Stock nicht fertig. Aber das wird sich hoffentlich bis Ende des Jahres noch machen lassen. Darauf freue ich mich schon. Dann kann man alle Einkäufe wieder in der Mittagspause erledigen und muss nicht abends nach Feierabend noch durch zig verschiedene Läden tingeln um alles zu bekommen.

Morgen wird gearbeitet und auch am ersten Verkaufssonntag sehe ich uns im Büro.
Soviel neue Zahlen müssen schließlich auch richtig gebucht werden.