Freitag, 2. November 2012

Katze weg und Eid ul Azha Festlichkeiten


Letzte Woche hatte ich Urlaub und diesmal sind wir nicht weggefahren, sondern ich habe es mir zu Hause gemütlich gemacht. Das Wetter war gut, die Terrasse konnte genutzt werden, was will man mehr.

Und am Wochenende war dann auch noch Eid ul Azha. Dieses Fest erinnert an Abraham, der einst bereit war für Gott seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern.
Die Geschichte ist im Koran und dem alten Testament identisch.

Und so opfern die Muslimen jedes Jahr am Eid ul Azha Fest Tiere, um Gott zu zeigen, dass er das Wichtigste in ihrem Leben ist (oder so ähnlich).
Jedenfalls waren vier Feiertage (Freitag bis Montag einschließlich) angesetzt.
Also hieß es Donnerstag erst einmal Grosseinkauf starten, damit wir an den Feiertagen auch genug zu essen haben. Fleisch wird natürlich nicht gekauft, dass liefern ja die Opfertiere.

Donnerstagmorgen hatte ich auch meinen Kater Mike aus dem Haus gelassen.
Er geht noch nicht sehr lange raus und ist eigentlich immer nahe beim Haus und auch nur für ein paar Stunden. So war ich dann auch erstaunt, als ich vom Einkaufen zurückkam, dass er nirgendwo zu finden war und auch auf Rufen nicht auftauchte.
Das ging dann stündlich so weiter, ich immer wieder raus, gerufen und getan, aber kein Kater. Sogar um den ganzen Häuserblock bin ich gelaufen. Nichts…
Als es dunkel wurde, war ich völlig fertig. Mein Schwager hat dann Zettel mit Bild verteilt und wir haben eine Belohnung von 50 EUR demjenigen versprochen, der uns einen Hinweis gibt oder den Kater nach Hause bringt.
Ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben und dachte ich sehe den Kleinen nie mehr im Leben wieder, als mein Schwager ganz aufgeregt anrief und sagte ein paar Leute hätten den Kater gefunden und trieben ihn jetzt mit Stöcken in Richtung unseres Hauses. Er kam dann auch auf Grundstück, rannte aber dann auch wieder weg.

Naja, wenigstens wussten wir, er war noch da. Er liebt es nämlich in Automotoren zu kriechen und kommt auch nicht raus, wenn das Auto gestartet wird. So hatten wir Angst, dass jemand mit ihm unter der Motorhaube weggefahren war. Das konnten wir jetzt jedenfalls ausschließen.
Doch die ganze Nacht kam er nicht nach Hause.

Morgens mit den ersten Sonnenstrahlen bin ich dann wieder los und ihn gerufen.
Dabei hatte ich unsere Haustüre nur angelehnt. Als ich zurück kam war sie offen und der Kater saß auf halber Treppe und rannte direkt weg, als er mich sah.
Schnell die Türe zu. Er war drin und konnte nicht mehr entwischen.
Auf dem Bauch ist er herumgekrochen, war total verängstigt und wollte auch gar nicht mehr raus. Zwei Tage hat es gedauert, bis er wieder einigermaßen beisammen war.

Am Samstag wurden dann die Tiere geopfert. Unsere Familie hatte eine Kuh und drei Ziegen gekauft. Man opfert Tiere im Verhältnis zum Reichtum. Also mehr Reichtum, mehr oder größere Tiere. Vom Huhn über Ziege, Schaf oder Kuh bis zum Kamel ist alles möglich.
In den Tagen vor dem Fest sieht man diese Tiere überall. Sie reisen sogar auf dem Motorrad oder im Auto mit.

Das Schlachten sollte von einem fachkundigen Menschen gemacht werden. Eigentlich geschieht es jeweils im Haus der Familie, aber ich hatte darum gebeten mich zu verschonen und keine Hausschlachtung bei uns zu machen. Das wurde dann alles ins Haus meiner Schwägerin verlegt.

Aber ich hatte nicht mit den Nachbarn gerechnet. Wenn man in einer Siedlung mit 4.000 Häusern lebt werden natürlich an so einem Tag rund herum Tiere geschlachtet. Und so war da ein Gemuhe, Gebloecke, Gemecker, weil die Tiere natürlich spüren was sie nun erwartet.

Früher in meinem Apartment war ich vor so etwas sicher. Im Haus selber wurde nicht geschlachtet und der nächste Nachbar war weit genug weg um nicht direkt involviert zu werden. Ganz anders dieses Jahr. Ich war froh als es nachmittags dann endlich weniger wurde.

Das Fleisch beim BBQ am nächsten Tag hat mir dann aber doch geschmeckt. Besonders die Lammkeule, die ich selber im Ofen gegart habe.

Und noch etwas ist Tradition, ein Drittel des Fleisches geht an Arme und Bedürftige, ein Drittel an Freunde und Familie und ein Drittel behält man selber.
Wir haben schon das zweite Jahr unser Drittel für Arme und Bedürftige an eine Schule geschickt, die Waisen und Halbwaisen eine kostenlose Ausbildung ermöglicht. Dort ist man immer für jede Spende dankbar und wir wissen, dass es auch direkt bei den Bedürftigen ankommt.

Und so waren es insgesamt ein paar erholsame Tage.

Nur nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall flüchten und für die Zeit des Eid ul Azha Festes Asyl in Deutschland beantragen.