Sonntag, 11. September 2011

Abschleppdienst

Gestern Abend wollten wir noch schnell ein paar Dinge einkaufen. Also sind mein Fahrer und ich zum Supermarkt gefahren. Und diesmal wollte ich nicht zum Neuen auf der grünen Wiese, sondern zu einem alt Eingesessenen mitten in der Stadt in einem Kellergeschoß.
Für alle die Solingen kenne, ein bisschen so, wie früher die Kaufhalle. Oben alles mögliche, im Keller Lebensmittel und so´n Kram.
Bei uns hier war die Strasse vor dem Supermarkt bis vor Kurzem noch befahrbar, aber seit ein paar Monaten ist nun damit Schluss und man hat eine Fussgängerzone eingerichtet. Strasse von beiden Seiten dicht und in der Nähe ein Parkhaus eröffnet um die weggefallenen Parkplätze zu kompensieren. Das Parkhaus ist natürlich am anderen Ende der Fussgängerzone und eine solche Zone macht bei über 35 Grad Aussentemperatur auch nicht wirklich Sinn.
Jedenfalls ist die Parksituation jetzt viel schlimmer als früher, da jeder versucht einen Platz in der Nähe des Supermarktes zu ergattern. Wir gestern auch. Mein Fahrer meinte noch, ich glaube hier ist Parkverbot und zeigte auf ein riesiges Schild mit einem rot durchgestrichenen P, das gleich neben unserem Parkplatz stand. Quatsch, meinte ich nur, das gilt nur für dahinter, nicht hier davor, wo wir stehen. Entsprechende Pfeile, wie wir sie von unseren Parkverbotsschildern kennen waren natürlich Fehlanzeige. Ausserdem war rechts und links war auch alles vollgeparkt.
Nun gut, wir haben fleissig eingekauft, unter anderem auch einen 20 kg Sack Hundefutter für den Hund, der immer noch bei meinem Fahrer auf der Farm lebt und von uns futtermäßig unterstützt wird. Der gesamte Einkauf umfasste unter anderem auch noch eine Palette Dosen Cola und eine mit Red Bull light. Gott sei Dank gibt es hier an der Kasse ja den Einpack- und Zum-Auto-Trag-Service. Drei Männer waren gut mit unseren Einkäufen bepackt.
Und ihr hättet das Gesicht meines Fahrers sehen sollen, der vorweg lief und so als erster feststellte, dass alle Autos inklusive des unseren, die noch vor kurzer Zeit hier in Reih und Glied geparkt waren, entfernt wurden. Wie wundervoll.
Aber manche Dinge sind dann hier eben viel einfacher als in Deutschland.
Die Autos hier werden nämlich nicht abgeschleppt, sondern einfach mit Hilfe eines von einem Polizisten gesteuerten Gabelstaplers woanders hin gebracht. Und da so ein Gabelstapler für das "Umparken" von vielen Autos gebraucht wird kann er diese nicht weit weg bringen. Würde zu lange dauern.
Unser Auto entdeckten wir dann auch nur 50 Meter von vorherigen Abstellplatz entfernt auf einer Verkehrsinsel. Clever abgestellt, denn der Bordstein dieser Inseln ist so hoch, da fährste freiwillig nicht alleine runter, weil du dir sonst mit Sicherheit dein Auto voll demolierst. Ich war nur froh, dass es so nah stand, sonst hätten wir den ganzen Einkaufskram wer weiss wie weit schleppen müssen.
Der Gabelstapler wollte gerade wieder auf Stapeltour, aber ich habe doch ganz freundlich darum gebeten, erst einmal mein Auto von der Insel zu hieven. Das wurde Gott sei Dank sofort akzeptiert und ein zweiter Polizist kam auch direkt angelaufen um den Strafzettel auszustellen.
Ich wollte noch ein paar Bilder mit dem Auto auf dem Gabelstapler machen, aber das fand mein Fahrer gar nicht witzig.
Auto wieder auf der Strasse, Strafzettel von 200 PKR (umgerechnet ca. 1,70 EUR), das Ganze hat ungefähr 5-10 Minuten gedauert.
Mein Fahrer hat sich auch wieder beruhigt, als ich ihm erzählt habe wie weit die Autos in Deutschland abgeschleppt werden und wie man dann dorthin mit Bus, Bahn oder Taxi fahren muss und was das dann alles kostet. Er meinte dann auch mit 1,70 EUR wäre ich ja sehr gut bedient gewesen.
Also ich park in Pakistan mal wieder im Parkverbot.

Hier wartet der polizeiliche Abschleppdienst auf neue "Opfer".



Donnerstag, 1. September 2011

Hochzeit in Pakistan

Für alle, die es noch nicht an meinem Facebook Status gesehen haben, ja wir haben endlich geheiratet.

Das war ja schon seit ca. 2 Jahren unser Plan, aber wir wollten es eigentlich in Deutschland tun. Nur leider war die deutsche Bürokratie bisher für uns unüberwindlich.

Mazhar hatte nämlich eine Geburtsurkunde, die ein anderes Datum und einen anderen Geburtsort als sein Pass zeigte. Das ist in Pakistan leider sehr oft der Fall, weil die Registrierung von Neugeborenen nicht wirklich verständlichen Regeln folgt.

Wir hatten schon über das Gericht das Datum auf der Geburtsurkunde ändern lassen, was ca. 1 Jahr gedauert hat, da dazu eine Gerichtsentscheidung nötig war und so etwas dauert hier eben.

Die ebenfalls geforderte Ledigkeitsbescheinigung haben wir in mühevoller Kleinarbeit von allen erforderlichen offiziellen Stellen abstempeln lassen. Das hat mich drei volle Tage gekostet, die ich immer wieder mit Warten in den verschiedenen Behörden verbracht habe. Aber die Beamten, die dort arbeiten tun eigentlich auch nichts anders als den ganzen Tag warten. Nur worauf weiss keiner.

Nun hat die Verifizierung der eingereichten Unterlagen ergeben, dass auch der Geburtsort in der Geburtsurkunde entsprechend zu ändern ist und die Ledigkeitsbescheinigung einen weiteren Stempel braucht. Dazu muss (wieder gerichtlich) die “falsche” Registrierung der Geburtsurkunde storniert werden und eine neue Spätregistrierung am richtigen Geburtsort erfolgen. Wieder geht das nur übers Gericht. Wollen wir also noch einmal über ein Jahr oder vielleicht noch länger warten? Nein, es reicht.

Deshalb haben wir jetzt einfach hier geheiratet.

Und weil Hochzeiten im heiligen Monat Ramadan unter einem besonders glücklichen Stern stehen sollen, passte es gerade gut, dass wir noch am letzten Samstag vor Ende des Ramadan einen Termin bekommen haben.

Ganz ohne Probleme ging das aber auch nicht ab. Der Maulvi (so eine Art religiöser Lehrer, der auch die Trauungen vornimmt) war sich nicht sicher ob er eine Christin mit einem Muslimen verheiraten darf. Da musste er erst einmal beim obersten Mufti (Rechtsgelehrten) seiner Moschee nachfragen. Der hatte keinerlei Bedenken, doch der Maulvi blieb skeptisch und hat die Papiere bis jetzt noch nicht unterschrieben.

Mazhar war ja der Meinung, dass nur die Deutschen uns Steine in den Weg legen wollen, aber jetzt sieht er mal, dass es hier auch nicht viel besser geht.

Nach den Feiertagen (wir haben zurzeit Eid ul Fitr, das Fest, dass das Ende des heiligen Monats Ramadan anzeigt) wird er sich darum kümmern.

Sind die Papiere erst einmal unterschrieben, können wir sie registrieren lassen und eine offizielle pakistanische Heiratsurkunde mit allen Informationen bekommen.

Diese werden wir dann bei der deutschen Botschaft in Islamabad einreichen und hoffen, dass die dann anerkannt wird. Ich bin mir sicher, dass dann die Änderung der Geburtsurkunde wieder auf den Tisch kommt, aber vielleicht ist dann wenigstens die Ledigkeitsbescheinigung hinfällig.

Für die Hochzeit hat mich Mazhar´s Familie eingekleidet. Ich habe eine rote reichlich bestickte Shalwar Kameez Kombination mit passenden Schuhen und Tasche bekommen.

Meine Hände und Füsse wurden zur Feier des Tages im Schönheitssalon mit Hennamalerei (sogenannten Mehndi) und rotem Nagellack verziert, die Haare frisiert und ein leichtes Make-up aufgelegt. Und fertig war die Braut.

Der Maulvi kommt an jeden Ort, wo die Hochzeit stattfinden soll. In unserem Fall war es zu Hause bei Mazhar´s Familie.

Ich durfte dann im Nebenraum warten bis die Männer alle Papiere ausgefüllt hatten und ich zur Unterschrift schreiten durfte. Das hat vielleicht zwei Minuten gedauert und schon war alles getan. Bis auf die Unterschrift des Maulvi´s, aber wir arbeiten dran.

Hier noch ein paar Bilder.