Dienstag, 30. Dezember 2008

Lahore im Nebel

Gestern abend waren wir bei einem Kollegen mit 14 anderen zum Essen eingeladen. Die ganze Meute hat sich direkt nach Bueroschluss aufgemacht und ist zu seinem Haus gefahren.
Ein sehr schoenes Haus und noch viel besseres Essen warteten auf uns. Es gab ein spezielles Gericht mit Rindfleisch und es war so gut, dass ich sogar nach dem Rezept gefragt habe. Lecker...
Gegen 22.00 Uhr wollten wir dann nach Hause fahren. Wow, was fuer ein Nebel. Wir konnten vielleicht gerade mal 3 - 5 Meter weit sehen. Mit 20 km/h sind wir durch Lahore gekrochen. Erst mussten wir naemlich noch drei Kollegen nach Hause fahren. Und die wohnen sehr schoen, sehr laendlich, sehr neblig... Ein Kollege hat hinten aus dem Fenster geschaut und Mazhar (der fuhr) immer gesagt wo die Strasse lang ging. Rechts, rechts, rechts... Jetzt gerade aus. Ja gut so. Mehr links. Okay. Hier nochmal links. He, links. Okay...


Nach ueber einer Stunde Kreuzfahrt im Nebel waren wir dann endlich auch zu Hause angekommen.

Nebel ist im Moment ein grosses Problem hier. Die Autobahn nach Islamabad wir nachts gesperrt um Unfaelle zu vermeiden, Flugzeuge fliegen auch nicht mehr. Viele Leute koennen nicht oder nicht rechtzeitig ankommen wie geplant.

Heute hat dann auch das neue islamische Jahr angefangen. 1430 haben die jetzt. Und die ersten zehn Tage werden in Trauer verbracht, weil zu dieser Zeit der geliebte Neffe des Propheten umgebracht wurde. In dieser Zeit gibt es keine Feiern, keine oeffentlichen Feste oder aehnliches. Wie bei uns der Totensonntag, nur hier dauert es 10 Tage. Kein Wunder, alles dauert hier ja ein bisschen laenger, warum nicht auch die Trauer.

Jedenfalls habe ich zu Silvester ein paar andere Auslaender eingeladen, die Pakistan nicht ueber Weihnachten und Neujahr verlassen haben. Wir werden so 5 - 8 Personen sein und den Abend gemuetlich mit ein wenig Essen und Trinken verbringen. Und es gibt Pizza. Meine Koechin hat ein super Rezept, sagt sie. Aber der Truthahn war ja auch sehr gut, also lass ich sie mal machen.

Ich wuensche allen meinen Freunden in Deutschland und anderwo ein guten Rutsch ins neue Jahr 2009. Moegen alle Wuensche und guten Vorsaetze in Erfuellung gehen. Ich denke an Euch. Allerdings schon vier Stunden frueher.

Freitag, 26. Dezember 2008

Weihnachten 2008

Dieses Jahr bin ich ueber Weihnachten in Pakistan geblieben.
Um zu vermeiden am Ende voellig depressiv zu Hause zu sitzen, habe ich zwei meiner Kollegen (sie sind Christen) gefragt ob sie in der Weihnachtsnacht mit mir in die Kirche gehen. Es gibt hier ein paar sehr schoene Kathedralen. Wir wuerden sie nicht als Kathedralen bezeichnen, fuer uns waeren es normale Kirchen, aber fuer die Verhaeltnisse hier sind sie gross und schoen. Immerhin bilden Christen ja nur eine Minderheit in diesem Land.

Jedenfalls gab es eine Mitternachtsmesse, die um halb zwoelf beginnen sollte.

Doch erst einmal musste der Truthahn vorbereitet werden. Rita meine Koechin ist da sehr pfiffig vorgegangen. Sie hat sich den Koch der amerikanischen Familie, die auch hier im Haus wohnt zum Freund gemacht. Der ist dann vorbei gekommen und hat mit ihr alles vorbereitet und gekocht. Ich brauchte keinen Finger zu ruehren und hatte am Ende einen dreieinhalb Kilo Truthahn mit Fuellung, Kartoffelpueree, mit Kaese ueberbackenen Blumenkohl, Sosse und Salat auf dem Tisch. Gott sei Dank dass gerade noch zwei Kollegen von Mazhar vorbei kamen, die uns beim Essen helfen konnten.

Am Abend war ich bei Simone eingeladen. Ihr Mann Johan musste ueber Weihnachten nach Suedafrika und kommt erst Mitte Januar zurueck. Also musste sie auch ein wenig aufgemuntert werden. Ich war schon um acht mit meinem Lachs dort aufgeschlagen. Die zwei mitgebrachten Flaschen Sekt wurden sehr bejubelt und direkt eine geoeffnet. Die anderen Gaeste kamen dann so nach und nach, wie in Pakistan ueblich. Als ich mich um halb elf auf den Weg zur Kirche gemacht habe, waren die letzten Gaeste immer noch nicht eingetroffen und weder Bescherung noch Abendessen gestartet.

Der Gottesdienst in der Kirche wurde vom Bischof persoenlich halb in englisch und halb in Urdu gehalten. Lieder wurden zusammen gesungen, die einen in Urdu, die anderen in englisch. Jeder so, wie es ihm gefiel.
Beim Verlassen hat dann der Bischof noch mal jedem einzelnen die Hand gedrueckt und froehliche Weihnachten gewuenscht. Stelle sich das mal einer am Koelner Dom vor... Aber auch hier war die Kirche gut gefuellt und es hat einige Zeit gedauert bis alle verabschiedet waren. Mich hat er natuerlich gefragt, ob ich neu in der Stadt bin. Noe, schon fast zwei Jahre hier. Er haette mich aber noch nie gesehen. Ups, das koennte hinhauen.

Nach dem Gottesdienst sollte ich wieder auf die Party bei Simone kommen. Aber es war mittlerweile fast halb zwei und ich doch ein bisschen muede. Ausserdem hatte ich versprochen am naechsten Morgen um acht mein Pferd zu reiten. Also habe ich abgesagt und bin schnell nach Hause ins Bett.

Das fruehe reiten hat gut getan. Morgens ist es noch angenehm kuehl und dann 20 Minuten auf einem galoppierenden Pferd macht den Kopf frei.

Zu Mittag war ich dann bei dem einen Kollegen, der auch schon mit im Gottesdienst war, und seiner Familie eingeladen. Um eins sollte ich da sein.
Okay, ich bin ja mittlerweile ein wenig angepasst und bin um halb zwei dort eingetrudelt. Essen gab es dann um halb vier, nachdem auch der Rest der Familie eingetroffen war. Aber daran gewoehnt man sich.
Nach dem Tee habe ich mich dann verabschiedet (so gegen fuenf) und bin nur ein paar Haeuser weiter zu meinem Urdu Lehrer gegangen.
Er wollte auch einen Tee mit mir trinken. Und manchmal hat er einfach super Geschichten zu erzaehlen. Oft zweifle ich was er sich da mal wieder zusammen reimt, aber dann stelle ich fest, dass, so unglaublich seine Geschichte auch klingt, er keine Maerchen erzaehlt. Zum Beispiel hat er mir gestern erzaehlt, das Perser ihre Toten nicht verbrennen oder vergraben. Nein, sie haben spezielle Tuerme und dort werden die Toten in einer gewissen Hoehe aufgebahrt, nachdem man sie mit Joghurt eingerieben hat. Den Rest erledigen dann die Voegel. Die Knochen fallen im Turm nach unten, werden eingesammelt und dann verbrannt. Ihr koennt ja mal recherchieren ob es stimmt oder nicht. Ich habe auf jeden Fall noch nie davon gehoert.

Zum Abendessen wieder ein paar Haeuser weiter (alle Christen scheinen in ihren eigenen Gebieten zu leben) zum zweiten Kollegen. Und wieder essen, erzaehlen, essen, trinken. Nach dem Kaffee war es dann schon halb zwoelf und ich hundemuede. Aber das ist das Gute, nach dem Essen kann man direkt aufstehen und Tschuess sagen. Das ist normal und wird auch so erwartet.

Jedenfalls waren es dank meiner Freunde und Kollegen zwei sehr schoene Weihnachtstage. Und ich bin auch im naechsten Jahr wieder eingeladen.

Samstag, 20. Dezember 2008

Viermal werden wir noch wach...

... heissa dann ist Weihnachtstag.
Und wie in jedem Jahr fuehle ich mich mal wieder gar nicht weihnachtlich.

Hier gibt es eben keinen Weihnachtskommerz. Nichts erinnert einen taeglich an das nahende Ereignis. Nur der Adventskalender von meiner Ma sagt mir taeglich, es ist bald soweit.

Das Wetter ist im Moment nicht so toll, seid zwei Tagen regnet es. Koennen die Pflanzen aber gut gebrauchen. Vorher war alles sehr, sehr staubig.

Gestern hatte dann auch noch mein Pferd eine Kolik. Ich bin direkt in der Mittagspause in den Polo Club gefahren und habe nach ihm geschaut. Da wirkte er auch ganz okay, aber am Nachmittag sind dann wohl seine Schmerzen wieder gekommen. Also abends wiede zu ihm. Wir haben ihn auf dem Reitplatz laufen lassen. Er wollte immer nur zurueck in den Stall. Ging natuerlich nicht. Er musste sich ja bewegen. Gegen zehn war ich dann wieder zu Hause.
Morgens um 8 wieder zu ihm hin. Es ging ihm so lala. Er war ziemlich hungrig, hatte ja am Freitag nichts bekommen. Also haben wir ihn vorsichtig gefuettert. Leider wollte er nichts trinken und der Tierarzt hat ihm zwei Fusionen verabreicht. Er ist schliesslich ein Leistungssportler und soll seine Fitness nicht verlieren. Danach musste er sich wieder bewegen. Am Nachmittag bin ich nochmal hin und da ging es ihm ganz gut. Er schaute neugierig aus seiner Box und wieherte um Futter.
Abends hat Naveed (der kuemmert sich um die Pferde) noch angerufen und mir gesagt, dass alles in Ordnung ist. Glueck gehabt.

Ab Montag gibt es bei Metro Truthaehne zu kaufen. Ich habe meine Koechin schon vorbereitet. Sie hat letzte Woche schon extra ein Haehnchen gestopft um das Rezept fuer die Fuellung auszuprobieren. Hat sie von einen anderen Koch hier im Haus. Der kocht fuer eine amerikanische Familie und gibt ihr wohl oft gute Tips. Und wir profitieren davon. Das Haehnchen war naemlich echt lecker. Hoffenlich wir der Truthahn genau so.

Heiligabend gibt es eine Christmette um Mittagnacht in englischer Sprache. Ich habe zwei meiner Kollegen gefragt und die wollen mit mir dort hin. Ich freue mich schon darauf. Die gleichen Kollegen haben mich dann auch am 25. Dezember (da haben wir auch Feiertag) zum Essen eingeladen. Einer zum Mittag- und einer zum Abendessen. Ich sehe mich jetzt schon platzen. Essen ist ja so ziemlich das Wichtigste in einer pakistanischen Familie und erst recht, wenn Besuch kommt. Der Feiertag am 25. Dezember hat uebrigens nichts mit Weihnachten zu tun. Da hatte nur auch der Gruender von Pakistan Geburtstag und das wird nun jedes Jahr gefeiert. Trifft sich ja ganz gut.

Die meisten auslaendischen Kollegen haben Pakistan verlassen. Sind alle zum Weihnachtsurlaub nach Hause gefahren. Aber wir halten mit drei Leuten und natuerlich den pakistanischen Kollegen die Stellung.

So, das waren die neuesten Geschichten aus Pakistan.

Ich wuensche Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2009.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Eid-ul-Azhar

Die ersten drei Tage der nächsten Woche sind hier Feiertage.
Es wird Eid-ul-Azhar gefeiert. Es gibt im islamischen Kalender zweimal Eid im Jahr. Einmal am Ende des Fastenmonats Ramadan und einmal 40 Tage später (diesmal Anfang Dezember).

Wir Ungläubigen nennen den Eid am Ende des Ramadan auch „Money-Eid“, weil jeder und alle um Geld bitten. Diesmal feiern wir nun den „Meat-Eid“, weil viele Familien Tiere zu Hause schlachten. Das Fleisch wird dann in drei gleiche Teile geteilt. Ein Teil ist für die Familie selbst, einer wird an die Nachbarn gegeben und ein Teil ist für die Armen.

Wir haben in unserem Markt zu diesem Anlass auch lebendige Tiere im Angebot. Direkt neben dem Parkplatz tummeln sich seit Tagen Ziegen, Schafe, Kühe und sogar Kamele. Mir tun die armen Dinger ja leid. Aber schließlich esse ich ja auch Fleisch. Allerdings könnte ich so ein armes Viech nicht töten. Da ist mir doch die gefrorene Gans oder der Truthahn aus der Tiefkühltruhe zu Weihnachten lieber. Die schauen mich wenigstens nicht mehr an.

Aber das ganze bedeutet auch drei Tage frei. Erst am Donnerstag müssen wir wieder ins Büro. Ein kleiner Kurzurlaub vor dem Marathon zum Jahresabschluß.
Ich habe mich schon mit den neuesten Kinohighlights auf DVD eingedeckt. Der neue James Bond ist genauso darunter wie Madagaskar 2 oder der neue Film mit Ben Stiller.

Morgen wird wieder im Polo Club gegrillt. Am Nachmittag geht es erst zum Polospiel, dann treffen wir uns zum Tee mit Gebäck im Clubhaus. Anschließend kristallisiert sich dann der harte Kern heraus und im Verlauf des Abends werden so 5 – 7 kg Fleisch gegrillt und gegessen. Miam, miam.
Morgen werden wir allerdings Pullover und Socken brauchen, da die Temperaturen Abends doch auf 10 – 15 Grad sinken können. Letztes Mal (vor drei Wochen) war ich nicht so gut vorbereitet und hab zum Schluß doch etwas gefroren. Und das ist, wie ja die meisten die mich kennen ja wissen, so gar nicht meins.

Meine Erkältung ist auch fast vorüber. Nur ein wenig Husten ist mir noch als Erinnerung geblieben.

Das Berliner Brot von Mama ist bereits aufgegessen, aber die restlichen Weihnachtsleckereien sind noch im Angebot. Kann sich aber nur noch um Tage handeln.